In den letzten Jahren hat sich das Konzept des Deutschen als plurizentrischer Sprache etabliert, mit verschiedenen regionalen und nationalen Varietäten. Dies ist zweifelsohne als Folge einer komplexen und vielschichtigen Sprachgeschichte anzusehen, denn die Entwicklung der Standardsprache hat nicht um ein einziges politisches oder kulturelles Zentrum stattegefunden, sondern ist vielmehr das Ergebnis eines langen Ausgleichsprozesses verschiedener Schriftsprachen (vor allem Ostmitteldeutsch und Ostoberdeutsch).Im Rahmen der Veranstaltungen wird den wichtigsten Phänomenen nachgegangen, die für die Herausbildung einer einheitlichen Norm von entscheidender Bedeutung waren: ausgehend von der Rolle der Druckereien und der Kanzleien zur Verbreitung der ostmitteldeutschen Varietät werden wir dann den Einfluss der Bemühungen um Sprachnormierung und um Sprachreiningung untersuchen, die sich im 17. Jh. in der Gründung zahlreicher Sprachgesellschaften und der Veröffentlichungen derer Mitglieder widerspiegelt.Zur Durchsetzung der Standardsprache (vor allem als Schriftsprache) ist ferner die besondere Bedeutung des Schulunterrichts (um 1850-60 gehen 50-85% der Kinder zur Schule, 1860-1900 setzt sich die allgemeine Schulpflicht durch) zu betonen. Auch infolgedessen werden die Wünsche nach einer einheitlichen Rechtschreibung und Aussprache immer dringender. Nicht zu vergessen ist, dass lange Zeit der Begriff ‚Standardsprache' nur die Schriftsprache anging. Was die Aussprache betraf, galten je nach Epoche verschiedene Varietäten als besonders prestigereich, denn kodifiziert wurde die deutsche Aussprache erstmals 1898 in der Deutschen Bühnenaussprache von Theodor Siebs, wo als beispielhaft das hochdeutsche Lautsystem gilt, ausgesprochen aber nach dem norddeutschen Sprachgebrauch.Im Laufe der Veranstaltung wechseln sich Input-Phasen mit Lesen von exemplarischen Zeitdokumenten und interkaktivem Erarbeiten ab.
Die Entwicklung des Neuhochdeutschen (vom 17.Jahrhundert zur Nationalsprache) / Leonardi, Simona. - (2007).
Die Entwicklung des Neuhochdeutschen (vom 17.Jahrhundert zur Nationalsprache)
LEONARDI, SIMONA
2007
Abstract
In den letzten Jahren hat sich das Konzept des Deutschen als plurizentrischer Sprache etabliert, mit verschiedenen regionalen und nationalen Varietäten. Dies ist zweifelsohne als Folge einer komplexen und vielschichtigen Sprachgeschichte anzusehen, denn die Entwicklung der Standardsprache hat nicht um ein einziges politisches oder kulturelles Zentrum stattegefunden, sondern ist vielmehr das Ergebnis eines langen Ausgleichsprozesses verschiedener Schriftsprachen (vor allem Ostmitteldeutsch und Ostoberdeutsch).Im Rahmen der Veranstaltungen wird den wichtigsten Phänomenen nachgegangen, die für die Herausbildung einer einheitlichen Norm von entscheidender Bedeutung waren: ausgehend von der Rolle der Druckereien und der Kanzleien zur Verbreitung der ostmitteldeutschen Varietät werden wir dann den Einfluss der Bemühungen um Sprachnormierung und um Sprachreiningung untersuchen, die sich im 17. Jh. in der Gründung zahlreicher Sprachgesellschaften und der Veröffentlichungen derer Mitglieder widerspiegelt.Zur Durchsetzung der Standardsprache (vor allem als Schriftsprache) ist ferner die besondere Bedeutung des Schulunterrichts (um 1850-60 gehen 50-85% der Kinder zur Schule, 1860-1900 setzt sich die allgemeine Schulpflicht durch) zu betonen. Auch infolgedessen werden die Wünsche nach einer einheitlichen Rechtschreibung und Aussprache immer dringender. Nicht zu vergessen ist, dass lange Zeit der Begriff ‚Standardsprache' nur die Schriftsprache anging. Was die Aussprache betraf, galten je nach Epoche verschiedene Varietäten als besonders prestigereich, denn kodifiziert wurde die deutsche Aussprache erstmals 1898 in der Deutschen Bühnenaussprache von Theodor Siebs, wo als beispielhaft das hochdeutsche Lautsystem gilt, ausgesprochen aber nach dem norddeutschen Sprachgebrauch.Im Laufe der Veranstaltung wechseln sich Input-Phasen mit Lesen von exemplarischen Zeitdokumenten und interkaktivem Erarbeiten ab.I documenti in IRIS sono protetti da copyright e tutti i diritti sono riservati, salvo diversa indicazione.