Vom aragonischen Hof von Neapel bis zum modernen Europa: Ein fruchtbarer Mythos unserer kulturellen Identität

Das literarische Bild Arkadiens zählt sicherlich zu den erfolgreichsten Identitätsmythen unter den Intellektuellen des modernen Europas. Dieser Mythos stellte für lange Zeit einen regelrechten Seelenraum dar, in dem nicht nur die Gelehrten, die ihn schufen oder zu neuem Leben erweckten, sondern auch gewöhnliche Menschen, die ihn genossen, eine ideale Fluchtmöglichkeit außerhalb der Kategorien von Raum und Zeit erkannt und gefunden haben. In diesen idealen, von Göttern und Hirten bevölkerten Ort, voll von Licht und Schönheit, haben die Menschen lange Zeit ihr gemeinsames Streben nach Frieden und Gerechtigkeit sowie ihren persönlichen Kult des Guten und Schönen projiziert. In meinem Beitrag möchte ich die Entstehung dieses Mythos des modernen Europas behandeln, der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts meiner Meinung nach o"enkundig in propagandistischem Bewusstsein in der literarischen Produktion der am aragonischen Hof von Neapel tätigen Humanisten entwickelt wurde.