Der Beitrag geht von der Analyse einiger Ergebnisse aus, die die deutschsprachige Wissenschaftssprachforschung insbesondere in den letzten Jahren erzielt hat. Es lässt sich dabei ein gemeinsamer Grundzug, eine Art Konstante feststellen. Es handelt sich um die Möglichkeit, jeweils eine Zweiteilung der wissenschaftssprachlichen Erscheinungen zu erkennen: die Dichotomie zwischen den zentralen Teilen eines wissenschaftlichen Zeitschriftenaufsatzes und dessen einleitendem bzw. abschließendem Teil, zwischen der systematischen und der kontextuellen Eindeutigkeit von wissenschaftlichen Termini, zwischen einem ‚exaktem‘ und einem ‚vagen‘ lexikalischen Bestand, zwischen der assertiven und der eristischen illokutiven Struktur wissenschaftlicher Texte. Dieser dichotomische Charakter der wissenschaftssprachlichen Erscheinungen bedarf noch einer adäquaten theoretischen Erklärung. Es kann jedoch die Hypothese aufgestellt werden, dass die jeweilige Zweiteilung nicht zufällig ist, sondern auf die Abgrenzbarkeit zweier einigermaßen homogener, funktional bedingter Klassen von wissenschaftssprachlichen Merkmalen hinweist, die man als ‚diskursbezogen’ (in Anlehnung an die Diskurstheorie von M. Foucault) bzw. ‚darstellungsbezogen‘ (in Anlehnung an das Organon-Modell von K. Bühler) bezeichnen könnte. Als exemplarischer Fall von diskursbezogenen Merkmalen der Wissenschaftssprache kann der „Teil I“ bzw. die „Einleitung“ in einem wissenschaftlichen Text angesehen werden, die sich auch anhand der Ergebnisse von empirischen Untersuchungen eben als ein grundsätzlich funktional abgrenzbarer Bestandteil eines wissenschaftlichen Textes bestimmen lässt.
Zur funktionalen Zweiteilung der wissenschaftssprachlichen Erscheinungen / Bongo, Giancarmine. - (2018), pp. 13-38.
Zur funktionalen Zweiteilung der wissenschaftssprachlichen Erscheinungen
Giancarmine Bongo
2018
Abstract
Der Beitrag geht von der Analyse einiger Ergebnisse aus, die die deutschsprachige Wissenschaftssprachforschung insbesondere in den letzten Jahren erzielt hat. Es lässt sich dabei ein gemeinsamer Grundzug, eine Art Konstante feststellen. Es handelt sich um die Möglichkeit, jeweils eine Zweiteilung der wissenschaftssprachlichen Erscheinungen zu erkennen: die Dichotomie zwischen den zentralen Teilen eines wissenschaftlichen Zeitschriftenaufsatzes und dessen einleitendem bzw. abschließendem Teil, zwischen der systematischen und der kontextuellen Eindeutigkeit von wissenschaftlichen Termini, zwischen einem ‚exaktem‘ und einem ‚vagen‘ lexikalischen Bestand, zwischen der assertiven und der eristischen illokutiven Struktur wissenschaftlicher Texte. Dieser dichotomische Charakter der wissenschaftssprachlichen Erscheinungen bedarf noch einer adäquaten theoretischen Erklärung. Es kann jedoch die Hypothese aufgestellt werden, dass die jeweilige Zweiteilung nicht zufällig ist, sondern auf die Abgrenzbarkeit zweier einigermaßen homogener, funktional bedingter Klassen von wissenschaftssprachlichen Merkmalen hinweist, die man als ‚diskursbezogen’ (in Anlehnung an die Diskurstheorie von M. Foucault) bzw. ‚darstellungsbezogen‘ (in Anlehnung an das Organon-Modell von K. Bühler) bezeichnen könnte. Als exemplarischer Fall von diskursbezogenen Merkmalen der Wissenschaftssprache kann der „Teil I“ bzw. die „Einleitung“ in einem wissenschaftlichen Text angesehen werden, die sich auch anhand der Ergebnisse von empirischen Untersuchungen eben als ein grundsätzlich funktional abgrenzbarer Bestandteil eines wissenschaftlichen Textes bestimmen lässt.I documenti in IRIS sono protetti da copyright e tutti i diritti sono riservati, salvo diversa indicazione.